mirabellenblüte
Mirabellenbaum – Nein Danke!
In dem kleinen Garten, der sich an unsere Terrasse anschließt, wächst ein Mirabellenbaum. Warum er das tut, weiß keiner. Absichtlich gepflanzt will ihn dort niemand haben. Es ist also anzunehmen, dass ein vor vielen, vielen Jahren achtlos ausgespuckter (oder von einem satten Vogel fallen gelassener) Mirabellenkern dort die Gunst der Stunde genutzt hat. Und jetzt haben wir den Salat.
Mirabellenbäume blühen schneeweiß und fast unerschöpflich. Ihre Blüten bestehen aus unzähligen winzig kleinen weißen Blütenblättern. Leider hält diese Pracht nur sehr kurz. Dann fallen schon nach wenigen Tagen Berge von weißem Gartenabfall herab und verteilen sich dabei unter massiver Haufenbildung in alle Winde. Diese dickdeckige Schnee-Attrappe mag auf freiem Felde und in einer unberührten Natur durchaus ihren Reiz haben. Wenn man aber, so wie wir, rund um einen kleinen Garten die angrenzenden Gehwege penibel sauber halten muss, dann sind die fisseligen kleinen Blütenblätter in ihrer überwältigend großen Gesamtmasse einfach nur eine lästige Plage, die jedes Jahr in ungebetener Regelmäßigkeit wiederkehrt.
Haben sich die blöden Blüten dann endlich mal erschöpft und verpfiffen, reifen auf dem Baum die Mirabellen heran. Darauf könnte man sich im Prinzip freuen, denn goldgelbe reife zuckersüße saftige Mirabellen sind als Frischobst durchaus schätzenswert. Dumm nur, dass unser Mirabellenbaum sich sowohl durch seine schiere Größe als auch durch seinen wilden Winkelwuchs gegen reguläre Ernteversuche mit der Leiter sehr wirksam zur Wehr setzt. Wir haben schon allen Nachbarn angeboten, kostenlos und jederzeit bei uns Mirabellen pflücken zu kommen. Aber niemandem ist das widerspenstige Obst die Mühe und den Aufwand wert. So müssen wir warten, bis die bereits angegammelten gelben Bällchen von alleine zu Boden fallen. Dort lockt das vor sich hin gärende Fallobst Heerscharen von angriffslustigen Wespen und anderen opportunistischen Obstfressern an, die wir samt und sonders nicht wirklich gerne um uns haben. Ein fleißiges Aufsammeln der abgefallenen Mirabellen gleicht im übrigen einer Sisyphos-Arbeit erster Güte, weshalb wir entsprechende Unternehmungen schon längst nicht mehr wagen. So beschert uns dieser alte Mirabellenbaum fast das ganze Jahr über nichts als Ärger.
Fällen lassen dürfen wir den Baum leider auch nicht, weil er in den Augen des Grün-Amtes ein besonders schützenswertes Objekt darstellt. Na vielen Dank auch. Diese -pardon- Sesselpuper müssen sich mit dem Ding ja auch nicht alle Jahre wieder rumplagen.
Mein Fazit: Die meisten, aber beileibe nicht alle Bäume sind uneingeschränkt liebenswert.
– Milla Münchhausen –