Month: Juni 2012

Nur im Volksmund giftig – die Eberesche

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Nur im Volksmund giftig – die Eberesche
Nur im Volksmund giftig – die Eberesche

Jeder kennt sie und jeder wurde vor ihr gewarnt, beziehungsweise vor ihren strahlend roten Beeren: die Eberesche oder auch im Volksmund „Vogelbeere“. Da sie vor allem in den 60er- und 70er-Jahren zur Stadtbegrünung gepflanzt wurde, ist der äußerst dekorative Baum im ganzen deutschsprachigen Raum verbreitet. Wild wachsende Ebereschen findet man heute nur noch selten.

Hartnäckige Gerüchte

Wie viele Wildobstsorten enthalten auch die Früchte der Eberesche schwache Gifte, die zu Übelkeit, Erbrechen und anderen Verdauungsbeschwerden führen können. Warum sich aber, im Gegensatz zu Holunder und Schlehe, das Gerücht der Giftigkeit in der Bevölkerung hält, ist rätselhaft. Immerhin sind sie zwar, wie die volkstümliche Bezeichnung verrät, nicht nur bei Vögeln beliebt, sondern zeichnen sich durch ihren besonders hohen Vitamin-C-Gehalt aus. Gerade deshalb sind sie besonders gesund, wenn es um die Aktivierung des Immunsystems und die Bekämpfung von Erkältungsbeschwerden geht.

Hübsch anzusehen und gesund

Die Eberesche erfreut sich als „Hausbaum“ größter Beliebtheit, was nicht nur von ihrer überschaubaren Wuchshöhe von durchschnittlich 15 Metern herrührt. Von der Gestalt her ist der Baum eher zierlich. Kennzeichnend kultivierter Pflanzen sind neben den gefiederten Blättern auch die glatte, braune Rinde und die runde Baumkrone. Während sich die cremeweißen Blütenrispen der Vogelbeere von Mai bis Juli ausbilden, kann man im August und September zur Ernte der reifen Beeren schreiten. Diese Früchte sind vom Geschmack her säuerlich-herb bis bitter, verlieren aber bei der Verarbeitung nicht nur einen Teil der Bitterstoffe, sondern auch alle giftigen Substanzen.

Vielfältige Verwendung

Gesundheitsbewusste, die sich per Leiter an die Vogelbeeren-Ernte trauen, werden mit außergewöhnlichen Früchten belohnt, die sich vielfältig verarbeiten lassen. Dennoch gilt es, die Früchte eines bestimmten Baumes vor der Ernte zu probieren. Ebereschen-Früchte haben von Jahr zu Jahr einen verschiedenen Gehalt an Bitterstoffen, die zum Beispiel beim Kochen nicht ganz verschwinden. Sollten die Früchte extrem bitter schmecken, lässt man am Besten die Finger von ihnen. Zusätzlich gilt, dass man Ebereschen an stark befahrenen Straßen meiden sollte. Sie sind einer hohen Schadstoffbelastung durch Abgase ausgesetzt und deshalb nicht empfehlenswert. Säuerlich-herbe Beeren, die an geschützten Orten geerntet wurden, lassen sich jedoch nicht nur trocknen, sondern auch zu schmackhaften Säften, Konfitüren und Likören verarbeiten.

Beispiel Gelee: Schocken Sie die Schwiegermutter!

Da die Vogelbeere, wie beschrieben, immer noch als giftig verschrien ist, kann Ebereschenkonfitüre auf dem Frühstückstisch für manche Überraschung sorgen. Ihre Zubereitung ist denkbar einfach. Die frischen, gewaschenen und entstielten Früchte werden 24 Stunden im Eisschrank eingefroren und so weiter entbittert. Hiernach werden die Beeren 15 bis 20 Minuten in Wasser gekocht, abgegossen und mittels Passiermühle von der zähen Schale und Kernen befreit. Das so entstandene Beerenmus wird nun zu gleichen Teilen mit Gelierzucker aufgesetzt und weitere fünf Minuten sprudelnd gekocht. In entsprechend gereinigte und verschließbare Gläser gefüllt, erhält man eine fruchtig-herbe Konfitüre, die nicht nur auf Brot, sondern auch als Preißelbeerersatz an Wildbraten geeignet ist.

„Erkältung ade!“ mal anders

Das beschriebene Fruchtmus kann man auch unter Zuckerbeigabe pur genießen. In ihm ist so viel Vitamin-C enthalten, dass schon einige Esslöffel den Tagesbedarf eines Erwachsenen decken. Außerdem lässt sich das Mus auch zu Likör, Saft und Sirup weiter verarbeiten. So kann man nicht nur ganz natürlich, sondern auch sehr ungewöhnlich die kalte Jahreszeit überstehen.

Medizinmännlein im Walde – die Hagebutte oder Heckenrose

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Medizinmännlein im Walde - die Hagebutte oder Heckenrose
Medizinmännlein im Walde - die Hagebutte oder Heckenrose

Rosen und ihrem Duft werden schon immer Eigenschaften zugesprochen, die sich positiv auf unser körperliches Wohlbefinden auswirken. Wer hätte gedacht, dass sich hinter einer wilden Verwandten der Königin der Blumen eines der ältesten Heilmittel verbirgt? Wie wichtig diese Heilpflanze schon Generationen vor uns war, belegt die Tatsache, dass sie selbst in Kinderliedern besungen wird – die Hagebutte, oder auch Heckenrose.

Sag, wer mag das Männlein sein …?

Die Hagebutte ist eigentlich keine Pflanze, sondern nur die Bezeichnung des leuchtend roten Fruchtkörpers der wilden Heckenrose. Da diese Früchte aber unheimlich vielseitig zu verwenden sind, haben sie, je nach Region verschiedene, volkstümliche Bezeichnungen. Ob Zaunrose, Weinrose, Apfelrose oder einfach nur Wildrose – alle umschreiben die urwüchsige Vorgängerin der Gartenrose mit dem lateinischen Namen Rosa Canina und deren Neben- und Unterarten. Diese kommen übrigens in den gemäßigten Zonen ganz Europas und Asiens vor und werden sowohl wild, als auch kultiviert geerntet.

In Früchtetees unverzichtbar

Das getrocknete Fruchtfleisch der Hagebutte bildet die Grundlage der meisten auf dem Markt befindlichen Früchtetees. Sein süß-säuerliches Aroma und die sattrote Färbung dürften den meisten Menschen schon seit den Kindertagen bekannt sein. Hagebuttentee oder Früchtetee auf dessen Grundlage ist aber nicht nur äußerst lecker, sondern verfügt bei richtiger Zubereitung auch über viel Vitamin C, dass die Abwehrmechanismen des Körpers nachhaltig unterstützt und ankurbelt. Er kann, je nach Geschmack, vorzugsweise mit Honig, gesüßt werden und schmeckt als Heißgetränk sowie als kühle Erfrischung an heißen Tagen.

Hagebutten aufs Brot?

Das Aufgießen mit heißem Wasser ist aber nicht die einzige Art, an die gesunden Inhaltsstoffe der Hagebutte zu kommen. Das aus den frischen Schalen der Frucht hergestellte Hagebutten-Mus enthält zum Beispiel soviel Vitamin C, dass bereits ein Esslöffel den Tagesbedarf eines Erwachsenen deckt. Auch die Variante, die Fruchtschalen zu einer köstlichen Konfitüre zu verkochen, kommt immer mehr in Mode. Zwar geht beim Einkochen ein Teil der Inhaltsstoffe verloren, dennoch bleibt der dadurch gewonnene Brotaufstrich so gesund, dass er jedenfalls den handelsüblichen Marmeladen und Konfitüren vorzuziehen ist.

Beispiel Tee: So macht man ihn selbst!

Hagebutten erntet man frisch, vorzugsweise weitab von stark befahrenen Straßen, um schadstoffunbelastete Früchte zu ernten. Man erkennt die Früchte an ihrer tiefroten bis orangen Farbe und dem schwarzen Käppchen, dem vertrockneten Blütenkelch. Sie sind ungefähr so groß wie ein 50-Cent-Stück und wachsen an Sträuchern mit gleichgroßen Blättern, die an den Rändern fein „gedornt“ sind. Hagebutten sollten stets nur ab Hüfthöhe geerntet werden, um Verunreinigungen durch Tiere zu vermeiden. Außerdem müssen die Früchte fest, keinesfalls schrumpelig sein. Nach der Ernte wäscht man sie gründlich und entfernt die Fruchtkerne, den Stängelansatz und das Fruchtkäppchen. Die so gewonnene Fruchtschale schneidet man in recht kleine Stückchen und lässt sie an einem trockenen Ort oder bei circa 50 Grad Celsius im Backofen trocknen. Hiernach ist der Tee mehrere Wochen und Monate haltbar und wird nach Bedarf und Zubereitung vor dem Aufkochen mit einem Mörser zerstoßen.

Nicht nur bei Erkältungen zu empfehlen

Hagebutten schützen nicht nur durch ihren Vitamingehalt vor Erkältungen. Sie enthalten auch Flavonoide sowie Mineral- und Gerbstoffe. Somit schützen sie auch die Blutgefäße und beugen so zum Beispiel Zahnfleischbluten vor. Wer also beim nächsten Waldspaziergang Heckenrosen entdeckt, sollte sich überlegen, ob er diese Entdeckung im Herbst nicht zur natürlichen Gesundheitsvorsorge nutzt.

Efeu – Giftpflanze und Hilfsmittel für die Atemwege

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Efeu – Giftpflanze und Hilfsmittel für die Atemwege
Efeu – Giftpflanze und Hilfsmittel für die Atemwege

Efeu findet sich fast überall. Man sieht es in Gärten, an Mauern und teilweise nimmt es als Platz ganze Häuserfassaden ein. Von manchem Gärtner geschätzt, von einigen gehasst, hat Efeu aber noch eine ganze Menge mehr zu bieten, nämlich in medizinischer Hinsicht. Vor allem für die Atemwege hat Efeu erstaunlich wirkende Inhaltsstoffe.

In früheren Zeiten war die Wirkung des Efeus deutlich bekannter als heute. Insbesondere bei Problemen mit den Bronchien griff man gern und oft zum Efeu. Die bewährten Rezepturen der Medizin, die aus dem Efeu gewonnen wurden, überdauerten die Generationen und spielen auch heute noch eine tragende Rolle.

In der modernen Schulmedizin kennt man die Wirkungsweisen des Efeus natürlich ganz genau, da man alle Inhaltsstoffe und deren Wirkung bestimmen konnte. So weiß man, das vor allem die Blätter wirksame Stoffe beinhalten, die Saponine (abgeleitet vom italienischen „sapo“ für Seife). Und wie man es bei Seife erwartet, so schäumen auch die Saponine, wenn man sie mit Wasser zusammenbringt. Diese Saponine sind es dann auch, die in den Bronchien zähen Schleim verdünnen oder gar verflüssigen. Abhusten fällt leichter, ebenso ein kräftiges Durchatmen. Regelmäßig verwendet, verschwindet der Hustenreiz, die Bronchien entspannen sich, chronische Entzündungen gehen zurück. Die Saponine bewirken zudem, dass Viren und Bakterien sich nur schwer oder gar nicht vermehren können.

Die Herstellung entsprechender Medikamente aus Efeu ist nicht ganz so einfach, wie man vermuten mag. Zunächst müssen die geernteten Blätter gewaschen und getrocknet werden, anschließend werden sie in einem Gemisch aus Alkohol und Wasser gespült. Auf diese Weise lassen sich die gewünschten Inhaltsstoffe aus den Blättern lösen. Der entstandenen Lösung wird im nächsten Schritt der Alkohol wieder entzogen. Nach Trocknung bleibt als Ergebnis ein trockenes Extrakt zurück, das dann als Basis für die Herstellung von Säften oder Tabletten dient.

ACHTUNG: Trotz der guten Inhaltsstoffe ist Efeu eine giftige Pflanze! Schon der Verzehr von kleinsten Mengen der Pflanze (ganz gleich, welcher Pflanzenteil) kann Durchfall und Krämpfe verursachen. Selbst Hautkontakt kann ungünstig sein und mitunter schwere Ausschläge verursachen. Wer in seinem Garten Efeu bearbeitet, sollte daher immer Handschuhe tragen.

-Daniel Deppe-

Minustemperatur macht sie süß – die Schlehe

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Im Frühling ist sie eine echte Augenweide, im Herbst liefert sie tiefblaue Beeren. Die vorwiegend an Weg- und Feldrändern wachsende Schlehe ist seit jeher im gesamten deutschen Sprachraum bekannt und erfährt seit einigen Jahren ein regelrechtes Comeback. Ob Blüte oder Beere – dem circa drei Meter hohen Dornbusch, der auch Schwarzdorn oder Schlehdorn genannt wird, werden heilende Kräfte zugeschrieben. Zugegeben: Diese verdient man sich auch, denn die Ernte der kleinen weißen Blüten oder der Schlehenbeere ist aufgrund der langen und harten Dornen im wahrsten Sinne „aufreibend“.

Minustemperatur macht sie süß – die Schlehe
Minustemperatur macht sie süß – die Schlehe

Sauer macht lustig

Der lateinische Name der Schlehe, Prunus spinosa, verrät dem Lateiner die enge Verwandtschaft mit der Pflaume. Aber auch die, die des Lateinischen nicht mächtig sind, erkennen die enge Beziehung zwischen Zwetschge und der Schlehe. Früchte und Blattwerk scheinen eine Miniaturausgabe des beliebten Steinobstes zu sein. Allerdings machte der Geschmack der Schlehenfrüchte, die roh gegessen sehr sauer schmecken, die Früchte eher unpopulär. Dabei vergaß man allerdings, dass in den Beeren Unmengen an wichtigem Vitamin-C sowie Gerbstoffen enthalten sind. Diese Kombination unterstützt nicht nur den Kampf des Immunsystems gegen Krankheiten, sondern stärkt zudem noch Venen und somit den Kreislauf. Übrigens: Erntet man die tiefblauen Schlehen nach dem ersten Nachtfrost, haben die Minusgrade den säuerlich-bitteren Geschmack weitestgehend neutralisiert.

Bei Zahnfleischbluten: Schlehen kauen

Getrocknet und lange gekaut bieten Schlehenbeeren ein wirksames und völlig biologisches Mittel bei Zahnfleischbluten. Jedoch bieten nicht nur die reifen Beeren, die man im Herbst ernten kann, sinnvolle Alternativen zu Medikamenten, sondern auch die Blüten, die bereits gegen Ende März aus den kahlen Ästen des Busches sprießen. Diese sind seit dem frühen Mittelalter als mildes Abführmittel, das sich besonders für Kinder eignet, bekannt. Dazu sammelt man frische Blüten und kocht daraus einen milden Tee. Dieser wirkt dann nicht nur verdauungsregulierend, sondern auch harntreibend und entschlackend.

Beispiel Konfitüre: Im Herbst geht’s los!

Besonders beliebt ist die Schlehen- oder Schwarzdornmarmelade. Dazu erntet man die Früchte frühestens nach dem ersten Frost. Dieser erhöht den Zuckergehalt, neutralisiert Bitterstoffe und sorgt dafür, dass das Fruchtfleisch weicher wird. Somit schmecken die Beeren nicht nur besser, sondern sind auch einfacher zu verarbeiten. Die gesammelten Früchte kocht man in wenig Wasser weich und streicht sie, weil sie relativ große Kerne haben, durch ein Haushaltssieb. Das gewonnene Fruchtmus wird nun entweder pur im Verhältnis 1:1 mit Gelierzucker zu Konfitüre weiterverarbeitet, oder zusammen mit anderen Früchten angesetzt. Das mildert den säuerlichen Geschmack erheblich. Hierbei ist allerdings auf die Einhaltung des Mischungsverhältnisses, das sich nicht ändert, zu achten. So erhält man einen außergewöhnlichen Brotaufstrich oder einen empfehlenswerten Ersatz zu Preisselbeer-Konfitüre bei Wildfleischgerichten.

Uriger Vorfahre der Pflaume

Die Schlehe, die als Urform der Pflaume, beziehungsweise Zwetschge gilt, ist aufgrund der mühseligen Ernte eine eher extravagante Basis für Konfitüren, Säfte und Tees. Dennoch belohnt sie die Mühen mit ihrem säuerlich-frischen Geschmack und ihren äußerst gesunden Inhaltsstoffen, die nicht grippalen Infekten den Garaus machen, sondern auch entschlackend wirken und die Blutgefäße stärken. Wer sich also im Spätherbst traut, wird aufgrund ihrer Vorzüge Dornen und nasskaltes Wetter gerne in Kauf nehmen!