Aufgesetzter aus Wein und Tee: lecker und leicht selbst gemacht
Ein „Aufgesetzter“ entsteht üblicher Weise dadurch, dass man einer schlichten Spirituose (meist einem Korn oder einem Klaren) frische Früchte beifügt und diese Mischung dann zum Ziehen und Reifen eine Weile sich selbst überlässt. Der bekannteste und beliebteste Aufgesetzte dürfte wohl der berühmte Rumtopf sein. Doch es geht auch mit wesentlich weniger Umdrehungen und dafür mit wesentlich mehr Gesundheitswert. Dazu muss man lediglich den Schnaps durch Wein und die Obststückchen durch losen Tee ersetzen. Welche verblüffenden Geschmackserlebnisse und angenehmen Gesundheitsvorteile man mit diesem „Aufgesetzten light“ erzielen kann, wird jetzt feuchtfröhlich angesprochen.
Alkohol als salutogenes „Lösungsmittel“
Ernährungswissenschaftler und Pharmakologen wissen es längst: Manche der Gesundheit dienlichen Substanzen, die die Natur in Gemüsen, Kräutern und Früchten für uns bereithält, lösen sich statt in Wasser oder in Fett ausschließlich in Alkohol, und sind auch nur in dieser Lösung für den menschlichen Darm zur weiteren Verwertung aufgeschlossen. Das mag mit ein Grund dafür sein, warum ein verantwortungsvoller und deshalb mäßiger Alkoholkonsum an positiver Gesundheitswirkung der totalen Abstinenz deutlich voraus ist. Denn ohne das tägliche kleine Gläschen Wein kann auch die ausgewogenste Mahlzeit vom Verdauungsapparat nicht restlos ausgenutzt werden. Und aus diesem einfachen Grund kann man sogar schon den guten Tropfen selbst zu einem schmackhaften Quell wertvoller Phytowirkstoffe machen. Und zwar durch die „Hochzeit“ mit Tee.
Zutaten und Grundprinzip
Um das weinhaltige Wohlfühlgetränk herzustellen, werden die folgenden Ingredienzien benötigt:
- Ein großes Glasgefäß mit einer möglichst geräumigen Öffnung. Einmachgläser, die wenigstens einen Liter Volumen haben (gerne mehr) sind optimal geeignet.
- Je nach individuellem Geschmack wahlweise lieblichen (!!!) Rotwein, Weißwein oder Rosé. Kleiner Tipp: Was man auch unbesorgt für die Produktion von Glühwein verwenden würde, passt hier bestens ins Schema, solange der Rebensaft eine gute Eigensüße mitbringt.
- Loser Tee. Hier geht alles außer Schwarztee. Was die einzelnen Teesorten für eine Wirkung entfalten, wird gleich noch verraten.
Der Wein kommt immer zusammen mit dem losen Tee in das Glasgefäß. Diese Mischung muss nun für 48 Stunden an einem möglichst dunklen Ort in Ruhe reifen. Nach dieser Zeit haben sich Tee und Wein alles gesagt, was sie sich zu sagen hatten. Deshalb werden die losen Teebestandteile jetzt ausgefiltert. Zurück bleibt eine aromatisch und nach Wein duftende Köstlichkeit, die jetzt wahlweise in eine tafeltaugliche Karaffe umgefüllt wird oder sofort rustikal einer fröhlichen Tischgesellschaft zum Opfer fällt.
Aperitif und Digestif
Soll das Weingetränk die Verdauung unterstützen und den Appetit anregen, dann empfiehlt sich für den Ansatz die Verwendung von grünem Tee oder von Schwedenkräutern (in Apotheken erhältlich). Pflanzenheilkundige dürfen hier auch gerne mit Bio-Bitterkräutern experimentieren. So mausert sich zum Beispiel ein preiswerter lieblicher Ansatzwein, der ein ausgiebiges Stelldichein mit Wermutkraut hatte, zum edelbittersüßen süffigen Gruß aus der Küche. Davon aber bitte nur in Maßen genießen. Jeder, der schon mal einen Vermouth-Brummschädel auskurieren musste, weiß, warum diese Warnung nur gut gemeint ist.
Leichtes Sommergetränk und Bowlengrundlage
Für diesen Zweck eignen sich alle Sorten von Früchtetee, die reichlich echte Pflanzenteile enthalten. Als da beispielsweise wären: Orangenschalen, Zitronenschalen, Rosinen, Kornblumenblüten, Ringelblumenblüten, Rosenblüten, Zitronenmelisse, Minze, getrocknete Apfel-, Kokos-, Erdbeer- oder Annanasstückchen – was auch immer die lustig bunte Fruchtteeküche hergibt und dabei den persönlichen Geschmack trifft. Auch die Anwesenheit von Rotbuschtee schadet hier gar nichts. Wer es etwas schärfer liebt, darf gerne auch mit Ingwer experimentieren. Und Freunde exotischer Gaumenfreuden könnten auch Gewürznelken, Anissterne, Kardamon oder Koriandersamen im Ansatzwein versenken. Der Phantasie und der Lust am Ausprobieren sind hier keine Grenzen gesetzt. Wenn das Ergebnis schließlich den Geschmack trifft, dann hat man es richtig gemacht.
Fazit
In Vino Veritas – Im Wein liegt Wahrheit. Und bei schlauen Genießern auch oft noch ein bisschen mehr. Erlaubt ist, was schmeckt, und die Lebensgeister weckt.
À votre Santé! Zum Wohl!
Carina Collany
22. Juli 2014 at 19:38
Nicht zu vergessen die gute alte selbst gemachte Waldmeister-Bowle: Wenn die Zeit dafür reif ist, Waldmeister pflücken (oder am Marktstand kaufen) gehen, das aromatische Kraut dann eine Weile in lieblichen Weißwein hängen und anschließend spritzig genießen. Das aber bitte in vernünftigem Rahmen, denn Waldmeister ist nicht ganz ungiftig 😉