Beim Wort genommen – Wenn Frühjahr und Sommer Haiku sprießen lassen
Die kleinste und zugleich erfolgreichste Gedichtform der Welt ist das Haiku. Hier werden in drei kurzen Zeilen berührende Momentaufnahmen des sich ewig wiederholenden Reigens der Jahreszeiten festgehalten. Wer authentische Haiku schreiben möchte, begibt sich für eine entsprechende Inspiration immer wieder gerne auf eine so genante Haiku-Wanderung, die dann auch schon mal zu einer spannenden Wildpflanzen-Entdeckungstour geraten kann. Doch egal, ob man Wildpflanzen suchte und ein Haiku fand, oder ob die Anregung andersrum ablief – das Ergebnis ist so oder so dazu geeignet, bleibende Erinnerungen zu schaffen, die sowohl den Augen als auch der Seele eine Freude sind. Wer noch nie etwas von Haiku gehört hat, den Gedanken an eine poetische Pirsch durch die Pracht wilder Pflanzen jetzt allerdings irgendwie anregend findet, der sei hier dazu eingeladen, in einen ersten Kontakt zu „blumigen“ Haiku zu kommen:
Scheuer Sonnenstrahl
in Mirabellenblüten
mein Winterherz taut.
Frühlingsgefühle
Schritte auf getautem Weg
Maiglöckchen leuchten.
Helles Sonnenlicht
begrüßt die ersten Knospen.
Alter Baum wirkt jung.
Frühjahrssonne lockt
aus unscheinbaren Knospen
Weidenkätzchenpelz.
Buntes Blütenmeer,
schlicht maskiert hinter Knospen,
harrt seines Auftritts.
Fliederbeerblüten.
Amseln schimpfen im Geäst.
Der Sommer lacht hell.
Blühender Bambus.
Die zarten weißen Rispen:
Sein Todesurteil!
Sollten hier allerdings praktizierende Haijin mitgelesen haben – wie wäre es denn dann mit einer spontanen Wildpflanzen-Haiku-Session, gleich hier und jetzt? Nur zu! Die Kommentarfunktion dieses Beitrags wartet nur darauf, alsbald wild erblühen zu dürfen!
-Carina Collany-
23. Mai 2012 at 19:15
Wald-Veilchen schimmert
im Unterholz. Ich bücke
mich. Blauer Frühling!
Martha
23. Mai 2012 at 19:17
So ein Haiku liest sich ja schon sehr schön und interessant. Aber wie das eigentlich funktioniert, werde ich wohl nie verstehen…
24. Mai 2012 at 12:23
Lieber Dieter, das ist wirklich nicht schwer. Wenn Du magst, guck doch mal hier:
http://www.haiku-heute.de/Archiv/Haiku_schreiben/haiku_schreiben.html
Martha
Wilde Orchidee
Meine Kamera ehrt Dich
Schönheit bleibt ewig
19. Juni 2012 at 11:48
Da bahnt sich doch glatt sowas wie Licht am Ende des Verstehen-Tunnels an! Danke für die Tipps!
Dieter