GASTARTIKEL: Die Parkbank mit Poesie

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Die Parkbank mit PoesieEin wunderschöner Park mit einem gepflegten Rasen, bunten Blumenbeeten, einem Teich und Parkbänke. Ja, na und? Nicht so schnell – im etwas steifen England hat die Gartenkultur einen besonderen Status, denn keine andere Nation pflegt seine Gärten so wie die Engländer. Es wird als Sport angesehen. Parkbänke haben dabei eine besondere Aufgabe. Geht man durch die Gartenanlagen, fallen Messingplatten mit Inschriften auf – teilweise Zitate, Initialen und Botschaften.

Auf den Spuren der Parkbank

Der freie Journalist Stephen Emms aus Nord London ist von diesen Bank-Poesien fasziniert und hat sich näher mit dem Thema beschäftigt. Er schrieb schon für The Guardian, die Independent und die Sunday Times. Aus seiner Sicht sind die (Park-)Bank-Poesien ein weiteres Beispiel für die öffentliche Anteilnahme von privater Trauer. Als Beispiel nennt er den Tod von Prinzessin Diana, was wahrscheinlich bei vielen Menschen mit dem Bild eines Blumenmeeres vor dem Buckingham Palace in Verbindung gebracht wird. Jeder hat mit dieser Blumenniederlegung seine Anteilnahme ausgedrückt. Doch Parkbänke haben dieselbe Funktion, aber mit einer besonderen Kombination aus Nützlichkeit und sehr sorgfältig gewählten Inschriften – eine stille Poesie. Der Brauch wurde in Großbritannien im 19. Jahrhundert eingeführt, hat aber erst mit dem Aufblühen der Gartenkultur nach dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung gewonnen.

Emms eigene Beschäftigung mit dem Thema ist eher zufällig durch die Entdeckung einer solchen Inschrift zustande gekommen. Seit dieser Entdeckung hat er sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur die verschiedenen Formen der Bank-Poesie zu entdecken, sondern auch die Geschichte dahinter zu recherchieren.

Jede Widmung hat eine Geschichte

„They could do with a bench here, Lewis Greifer 1915 – 2003“ (auf dt. sinngemäß: Sie könnten hier eine Bank gebrauchen) – für Stephen Emms ist dies der König der Bank-Poesie und die erste Bank mit einer solchen Inschrift, die er entdeckte. Gewidmet ist sie Lewis Greifer, einem TV Drehbuchautor aus Hampstead Heath. Jahrelang litt er unter Schmerzen im Bein und in der Lunge. Daher konnte er für keine längere Zeit in seinem geliebten Hampstead Heath umherlaufen, ohne sich zu setzen. Während er sich von dem Laufen erholte und sich an seinen Gehstock klammerte, sagte er immer wieder: „Sie könnten hier eine Bank gebrauchen.“ Für seine Witwe war eine gewidmete Bank der beste Weg das Andenken ihres verstorbenen Mann zu wahren. Dementsprechend trifft sich seine Familie an seinem Todestag im Park und gedenkt seiner.

Eine Widmung, die den Journalisten besonders beschäftigt hat, war „Memorial to the unknown husband – often imagined, much desired, never found“ (auf dt. sinngemäß: In Gedenken an den unbekannten Ehemann – oft vorgestellt, sehr gewünscht, nie gefunden). Was hat diese Bank-Poesie zu bedeuten? Wem ist sie gewidmet? Trotz intensiver Recherche konnte Stephen Emms die Hintergründe zu dieser Geschichte bisher nie herausfinden.

Bank-Poesie weltweit

Jede Stadt in England bietet Parkbänke für Widmungen an und man kann sich teilweise sogar den Standort der Bank aussuchen. Die Preise variieren von £ 100 bis £ 1.000. Aber nicht nur in England hat diese Tradition ihren Platz gefunden. In den USA wurden zum Beispiel in Long Beach, New York 700 Bänke mit Inschriften aufgestellt. Viele davon wurden Opfern der Terroranschläge vom 11. September 2001 gewidmet.
Inzwischen ist diese Form des Gedenkens aber nicht mehr nur im angelsächsischen Sprach- und Kulturraum begrenzt, sondern findet sich z. B. auch in Deutschland. So kann man z. B. im Münchener Englischen Garten – wie passend – besonderen Menschen zu Jubiläen oder Geburtstagen eine Bank widmen.

„Parkbänke mit einer eingravierten Anekdote oder Zitat besonderen Menschen zu widmen ist eine schöne Tradition, die bestimmt auch in Deutschland noch mehr Anklang finden wird. Bisher hatten wir diesbezüglich noch keinen Kunden, aber das Resorti Sortiment beinhaltet Parkbänke in verschiedenen Ausführungen, die man auch mit einer Gravur versehen lassen kann.“
(Daniel Bertmann, Geschäftsführer der Resorti GbR aus Coesfeld)

Weitere Informationen zur Parkbank-Poesie von Stephen Emms

• Informationen über Stephen Emms und seine Zeitung kentishtowner
Free Weekend? Contemplate a Bench
Memorial to the unknown husband

-Sophia Lennartz-

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2 thoughts on “GASTARTIKEL: Die Parkbank mit Poesie

    Parkbänke Fan said:
    28. November 2013 at 15:28

    Ach wenn ich mir über das Thema noch keine Gedanken gemacht hab, finde ich das ganze mit den Parkbänken sehr interessant. Bisher hab ich Parkbänke immer nur als Mittel zum Zweck gesehen. Aber in Deutschland findet man sowieso immer seltener richtige Parkbänke, denn die meisten stehen nur noch neben Spielhaus und Spielturm am Spielplatz.

    Anna-Lena M. said:
    2. Juni 2016 at 13:10

    Hallo und vielen dank für diesen iteresanten Artikel.
    Ich finde es wunderbar wie viel Bedeutung in England bestimmten Kleinigkeiten zukommt –
    „“Doch Parkbänke haben dieselbe Funktion, aber mit einer besonderen Kombination aus Nützlichkeit und sehr sorgfältig gewählten Inschriften – eine stille Poesie (…) “ – ich liebe die englischen Gärten wirklich sehr. Da unser Garten sehr gr0ß ist und somit Potenzial hat wie ein englischer Garten auszusehen, habe ich vor ca. 3 Jahren viele Bücher und Zeitschriften gewältzt um Impressionen zu bekommen, um den Kriterien eines englischen Gartens gerecht zu werden. Nun sind eine vielzahl von Rosen / Wildrosen und andere wunderschöne Pflanzen am sprießen und es sieht so wunderschön romantisch aus. Da einige Punkte im Garten einfach nur zum Verweilen und Nachdenken einladen, muss dort eine Parkbank hin! Auch wenn es nicht offiziell sein wird – werde ich Goethe diese Bank widmen. Es ist wie hier dargestellt eine stille Poesie und ich freue mich jetzt schon darauf zu sitzen, zu verweilen und in Ruhe von ihm ein Buch zu lesen. Die Bedeutung einer Parkbank in Verbindung mit einer Widmung sollte auch in Deutschland viel mehr gewürdigt werden.
    Vielen Dank und liebe Grüße

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